Sally Perel – „Ich war Hitlerjunge Salomon“

Bereits zum zehnten Mal besuchte Sally Perel das Hans-Sachs-Berufskolleg im Rahmen der Aktionstage für Toleranz und Menschenwürde. Nach einer Einführung durch Herrn Dr. Thomas Stachel, der in seiner Begrüßung auf die „brutale Aktualität“ von Terror, Gewaltherrschaft und menschenverachtendem Handeln hinwies, erzählte der Holocaust-Überlebende seine bewegende Geschichte.

„Du sollst leben“ waren die letzten Worte seiner Mutter zu dem 14-jährigen Sally, der zusammen mit seinem älteren Bruder nach Ostpolen fliehen musste. Auf der Flucht wurden die Brüder getrennt und Sally Perel kam schließlich als Josef Perjell, Spitzname „Jupp“, unter falscher Identität erst zur Wehrmacht und dann in eine Schule der Hitlerjugend nach Braunschweig.

Eindringlich schilderte Herr Perel die ständige Angst, nicht entdeckt zu werden. Stets musste er seine Beschneidung verstecken und immer wieder improvisieren, wenn ihm unübliche Fragen gestellt wurden.

Durch die ständige Infiltrierung mit der Ideologie und den Gedankenwelten des Nationalsozialismus an der Schule, identifizierte Sally Perel sich nach und nach mit dieser Ideologie: „Ich musste das Jüdische in mir verdrängen, ich wurde ein echter Hitlerjunge, der sich mit der nationalsozialistischen Ideologie identifizierte“. Diese innere Zerrissenheit belastet ihn bis heute, gerade aus diesem Grund appellierte er an die Schülerinnen und Schüler, aber auch an die Lehrerinnen und Lehrer, niemals zu vergessen und seine Geschichte weiter zu tragen!

Im Anschluss des Vortrages bot sich für die Schüler Gelegenheit, einige Fragen an Sally Perel zu stellen. Engagiert beantwortete Herr Perel auch kritische Fragen, zum Beispiel die Frage der Schuld: „Schuld ist nicht erblich, ihr werdet euch aber schuldig machen, wenn es wieder passiert!“

Die Reaktionen der Schülerinnen und Schüler waren durchweg positiv, sie hörten aufmerksam und gebannt zu und waren sehr berührt und beeindruckt, die Lebensgeschichte eines Zeitzeugen aus den Tagen deutscher Gewaltherrschaft zu erfahren. Auch in diesem Jahr ließen viele Schülerinnen und Schüler nach der Veranstaltung ihr Buch von Sally Perel signieren.

Wir hoffen, Sally Perel auch im nächsten Jahr wieder begrüßen zu dürfen.

Unser herzlichster Dank geht an alle, die diese Veranstaltung möglich gemacht haben, explizit seien erwähnt die Volkshochschule Oberhausen und die Friedrich-Naumann-Stiftung.

(vgt)