… dann lass den Kopf nicht hängen.“

So ein viel strapazierter „Mutmacher-Aphorismus“, den man in früheren Tagen vielleicht auch gerne mal zur „Verzierung“ in Bäume schnitzte oder in Poesiealben zu schreiben pflegte.

Doch dieser gut gemeinte Rat ist leicht ausgesprochen und häufig doch eher schwer umgesetzt. Denn was tun, wenn man über Wissen verfügt, aber nahezu keine Chance hat gegen die übermächtigen gesellschaftlichen und politischen Zu- und Umstände, die dieses „Wissen“ gerne ignorieren (möchten)?

Und um besagtes Wasser geht es buchstäblich auch in Henrik Ibsens Stück „Der Volksfeind“. Das kühle Nass steht der Hauptfigur Dr. Thomas Stockmann im übertragenen Sinne nämlich wirklich „bis zum Hals“. Doch was unternimmt der ehrbare Wissenschaftler, wenn das eigene Ringen um die Wahrheit entgegen dem Mainstream eher einem „Kampf gegen Windmühlen“ gleichkommt? Schnell fühlt sich der geneigte Zuschauer erinnert an weitere Ecksteine der Literaturgeschichte wie etwa Brechts „Galilei“.

Wer an dieser Stelle mehr erfahren möchte, dem sei das Stück in der Inszenierung von Florian Fiedler dringend ans Herz gelegt!

Einer inzwischen liebgewonnenen Tradition folgend, durften auch in diesem Jahr wieder diverse Kurse des Hans-Sachs-Berufskollegs eine exklusive Aufführung des Theaterstücks genießen. Besonders beeindruckte die Schülerinnen und Schüler das intensive Spiel, mit welchem die Schauspieler ihren Figuren Leben einhauchten. Zudem wurden die Gesangskünste des Ensembles gelobt; für viele Schülerinnen und Schüler eine Überraschung, dass Schauspieler auch des Singens so gut mächtig sind.

„Ja, genau so ist es heutzutage noch oft!“ – …hörte man dann auch den ein oder anderen Zuschauer im Anschluss zustimmend ausrufen. Das Wörtchen „heutzutage“ würde den Dramatiker Ibsen dabei sicherlich besonders freuen – schrieb er das Stück doch bereits im Jahre 1882. Welches größere Lob mag es für einen Schriftsteller geben, als dass man ihm über 130 Jahre nach der Entstehung seines Werkes eine brisante Aktualität attestiert? Der „Volksfeind“ – auch und besonders in Zeiten von „alternativen Fakten“ und „Facebook-Filterblasen“ ein zeitloser Klassiker der Weltliteratur.

Denn von Zeit zu Zeit heißt es selbst in unserem aufgeklärten „Industrie 4.0“-Zeitalter noch: „Meine Meinung steht fest – bitte verwirren Sie mich nicht mit Tatsachen!“ Insofern kann Ibsens Werk auch durchgehalten sowohl als Beschreibung des Status-Quo als auch als Mahnung verstanden werden.

Das schulische Organisationsteam rund um das Projekt „Handwerk trifft Theater“ bedankt sich beim Theater Oberhausen sowie bei allen beteiligten Lehrkräften, ohne deren engagiertes Tun dieses Projekt in dieser Form sicherlich nicht möglich gewesen wäre.

http://www.theater-oberhausen.de/programm/stuecke.php?SID=594