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Sprachsensibler Unterricht

Verantwortlich: Herr Pabst, StR

Was ist sprachsensibler (Fach-)Unterricht?

Sprachliches Lernen und fachliches Lernen sind untrennbar miteinander verbunden und finden in jedem Unterricht statt. Jedes Lernen geschieht sprachlich vermittelt und reflektiert.

Sprachliches und fachliches Lernen

In diesem Sinne sind Sprache und Fachunterricht untrennbar miteinander verbunden, denn Schülerinnen und Schüler müssen hier unterschiedliche sprachliche Handlungen realisieren, z. B. beschreiben, erklären, diskutieren, argumentieren oder analysieren, um den Unterrichtsgegenstand aktiv zu verarbeiten.

Sprachschwache Schülerinnen und Schüler

Fehlen aber diese sprachlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten, kann ein Schüler oder eine Schülerin dem Unterricht nicht folgen, weil er oder sie etwas nicht versteht oder es nicht sprachlich ausdrücken kann. In der Folge verfehlen sie möglicherweise die fachlichen Unterrichtsziele. In Deutschland trifft dies besonders auf Kinder und Jugendliche zu, die aus Familien mit geringem Zugang zu Bildung kommen oder die erst im schulpflichtigen Alter beginnen Deutsch zu lernen (z. B. neu Zugewanderte). Der Deutschunterricht oder zusätzliche Sprachfördermaßnahmen allein reichen nicht aus: Die für den Schulerfolg so wichtigen bildungssprachlichen Kompetenzen sind zu vielfältig, oft fachspezifisch und werden nur in dem Kontext effizient erlernt, in dem sie benötigt werden – im Fachunterricht (d. h. sowohl in Deutsch und Englisch als auch in Mathematik, Biologie, Sozialkunde oder Kunst). Eine notwendige Schlussfolgerung für die Praxis ist es daher, im Fachunterricht sprachliche Hürden zu erkennen und Schülerinnen und Schüler dabei zu unterstützen, diese zu überwinden.

Umsetzung im Unterricht

Ein solches sprachsensibles Unterrichtskonzept beginnt in der methodisch-didaktischen Gestaltung des Unterrichts. An erster Stelle steht eine Analyse der fachspezifischen sprachlichen Anforderungen. Dazu zählen das mündliche und schriftliche Angebot (z. B. Lese- und Schreibaufgaben, der sprachliche Input der Lehrkraft) und die sprachlichen Handlungen, die von den Schülerinnen und Schülern produziert werden sollen. Auf dieser Grundlage werden die zum Erreichen des fachlichen Lernziels erforderlichen sprachlichen Kompetenzen herausgearbeitet.

Aufbauend auf der Ermittlung des Sprachstands der Schülerinnen und Schüler wählt die Lehrkraft auf den Lernstand zugeschnittene Unterstützungstechniken aus, die zum Erreichen der erforderlichen sprachlichen Fertigkeiten beitragen. Eine typische Unterstützungstechnik im Fachunterricht ist der Einsatz von sprachlichen Baugerüsten (so genannte scaffolds), die im Unterricht zeitlich begrenzt eingesetzt werden. Sie helfen sprachschwachen Kindern und Jugendlichen, sich neue Inhalte fachlich zu erschließen. Im Unterricht kann ein solches Baugerüst mittels Formulierungshilfen für wiederkehrende sprachliche Handlungen erfolgen, die in einer Textsorte eine bestimmte Funktion einnehmen und dem Text Struktur geben, zum Beispiel die Beschreibung der Durchführung und der Beobachtungen in Versuchsprotokollen im Chemieunterricht. Ein Lernplakat beispielsweise gibt Schülerinnen und Schülern für einen authentischen Anlass – etwa ein im Chemieunterricht durchgeführtes Experiment – konkrete Formulierungshilfen für das Anfertigen eines Versuchsprotokolls. Diese können z. B. typische Wortkombinationen sein, die mit den Teilhandlungen verbunden sind (Durchführung: „Man gibt X hinzu”; Beobachtung: „Ich habe beobachtet, dass …”; Deutung: „Aus X kann geschlossen werden, dass Y”) und Satzverknüpfungen sein, die helfen den Text zu strukturieren (z. B. „Zuerst ist XY aufgebaut/zerlegt worden … Dann wurde ZZ hinzugefügt/verbunden…”). Hinzu kommen die jeweils themenspezifischen Fachwörter.

(Quelle: Woerfel, Till & Giesau, Marlis (2018). Sprachsensibler Unterricht. Köln: Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache (Basiswissen sprachliche Bildung).

Sprachsensibler Unterricht am Hans-Sachs-Berufskolleg Oberhausen

Sprachkompetenz ist eine der Schlüsselqualifikationen sowohl für individuelle Bildungsziele als auch für die beruflichen Chancen von Schülerinnen und Schülern und muss somit eines der Kernziele von Unterricht in einer multilingualen Gesellschaft sein.

Als technische Berufsschule mitten im Herzen des Ruhrgebiets ist es uns ein besonderes Anliegen, die Förderung von Sprache, insbesondere der Lese- und Schreibkompetenzen, sowie die für die verschiedenen Berufe notwendige Fachsprache, in den Fokus zu rücken. Dabei geht der Ansatz des sprachsensiblen Unterrichts über die „klassische“ Sprachförderung (welche zusätzlich angeboten wird) hinaus, indem Sprache während des Fachunterrichts explizit zum Thema gemacht wird und die verschiedenen Sprachbedürfnisse bei der Konzeption des Unterrichts immer mitberücksichtigt werden. Siehe: Ziele der Bund-Länder-Initiative “Bildung durch Sprache und Schrift” (BiSS)

Um diesen Zielen gerecht zu werden, ist Sprachförderung längst nicht nur Aufgabe des Deutschunterrichts. Sprache als Medium und Gegenstand des Unterrichts zugleich erfordert sprachsensiblen Fachunterricht, welcher fächerübergreifende Konzepte und Kooperation in sich vereint (exemplarische Auswahl):

  • Im Rahmen des Schulversuchs Talentschulen NRW wird in der Berufsfachschule (B1/B2) seit dem Schuljahr 2020/21der obligatorische Werkstattunterricht einmal wöchentlich durch eine Deutschlehrkraft unterstützt. Diese Koppelstunden sind explizit zur Förderung der allgemeinsprachlichen und fachsprachlichen Kompetenzen im Stundenplan der Schülerinnen und Schüler verankert. Die Publikation der Initiative BiSS und die Beiträge von QUA-LiS NRW dienen uns als Orientierungshilfe in der Entwicklung und Gestaltung des sprachsensiblen Fachunterrichts.

  • In Kooperation mit der TU Dortmund arbeitet die Fachschaft Mathematik am Projekt SiMa-BK, welches mit dem 1. Polytechnik-Preis ausgezeichnet wurde. Dieses Projekt widmet sich der Erstellung sprachsensiblen Arbeitsmaterials und der Erarbeitung sprachbildender Konzepte für den Mathematikunterricht. Um eine enge Verzahnung von Theorie und Praxis zu gewährleisten, ist eine Fachlehrkraft an die TU Dortmund abgeordnet.

  • Im Schuljahr 2018/2019 fanden mithilfe externer Referenten zwei pädagogische Tage zum Thema „sprachsensibler Unterricht“ für das Gesamtkollegium statt, um die Bedeutung des Themas zu betonen und fest im Schulkonzept zu verankern.

Aktuell wird an einer systematischen Umsetzung gearbeitet, welche durch Fort- und Weiterbildung ausgewählter Kolleginnen und Kollegen aus allen Abteilungen gewährleistet werden soll. Diese Lehrkräfte dienen zukünftig als interne Multiplikatoren und Ansprechpartner für die alltägliche Umsetzung.

Zukünftig sollen beispielsweise Abschlussprüfungen und Unterrichtsentwürfe im Rahmen der Ausbildung auf Sprachsensibilität hin überprüft werden.

Konzept Sprachsensibler Unterricht

Stichworte

Sprachsensibler Unterricht, Sprache, Fachunterricht

Weiterentwicklung

1. Ziel: Sensibilisierung des Kollegiums


Verantwortlich:

Herr Pabst

Herr Penaloza

Frau Vogt

Maßnahmen zur Zielerreichung:

Pädagogischer Tag mit Vortrag von Herrn Prof. Josef Leisen

Evaluation:

Auswertungsgespräch, Umfrage

Termin:

Frühjahr 2023

Auswertung & Konsequenzen:

Startschuss für die systematische Einbindung sprachsensiblen Unterrichts  in die gelebte Unterrichtspraxis und die didaktische Jahresplanung.

2. Ziel: Fort- und Weiterbildung der Abteilungen und Systematisierung 


Verantwortlich:

Herr Pabst

Herr Penaloza

Herr Kiedel (Organisation der Fortbildungen)

Ein Kollege oder eine Kollegin aus jeder Abteilung

Maßnahmen zur Zielerreichung:

Teilnahme der Kolleginnen und Kollegen an der Fortbildungsreihe “Sprachtagung NRW 2022 – Gestaltung eines sprachsensiblen (Fach-)Unterrichts am Berufskolleg” mit unterschiedlichen Workshops.

Evaluation:

Teilnahme an der Fortbildung.

Reflexionsgespräch

Termin:

19.10 – 09.11.2022

Auswertung & Konsequenzen:

Teilnehmer/innen der Fortbildung dienen als Multiplikatoren im Kollegium und als Ansprechpartner für die praktische Umsetzung in den Abteilungen.

3. Ziel: Einbindung in die didaktische Jahresplanung


Verantwortlich:

Herr Pabst

Frau Vogt (Leitung Steuergruppe)

Maßnahmen zur Zielerreichung:

Pädagogischer Tag zur Einbindung der Prinzipien sprachsensiblen Unterrichts in die didaktische Jahresplanung aller Abteilungen.

Evaluation:

Wurden die didaktiktischen Jahrespläne überarbeitet?

Termin:

Schuljahr 2023/24

Auswertung & Konsequenzen:

Ab 2024 fortführend

4. Ziel: Erstellen einer sprachsensiblen “Checkliste” für die Unterrichtsgestaltung


Verantwortlich:

Herr Pabst

Herr Penaloza

Maßnahmen zur Zielerreichung:

Tagung aller Ansprechpartner für den sprachsensiblen Unterricht zur Umsetzung der Erfahrungswerte in Form einer Checkliste für sprachsensiblen Unterricht an unserer Schule.

Evaluation:

Wurde eine Checkliste erstellt?

Termin:

spätestens Schuljahr 2024/25

Auswertung & Konsequenzen:

Nutzung der Checkliste für die Umsetzung von Sprachsensibilität in Abschlussprüfungen und Unterrichtsentwürfen im Rahmen der dienstlichen Beurteilung ab 2025.

Weitere Dokumente